Der Kreislauf der Dinge - 2
Es fällt dem Menschen mehr auf, was ihm fehlt, als das, was er besitzt.
Johann Wolfgang von Goethe
Es ist für uns selbstverständlich, dass wir zuerst rechnen, schreiben, Fahrrad fahren oder kochen lernen müssen, bevor wir es können. Anders sieht es mit aufräumen, Ordnung halten und putzen aus. Diese Tätigkeiten werden von vielen als unwichtig oder mühselig abgetan.
Mit diesem Beitrag möchte ich zeigen, dass Ordnung halten weder kompliziert ist, noch einen zeitraubenden Aufwand darstellt.
Wir müssen einfach zuerst lernen, wie es überhaupt geht. Den ersten Schritt dazu hast du gemacht, du bist hier und das ist grossartig!
In diesem Beitrag erfährst du
1) Wieso kann sich die Unordnung so hartnäckig halten?
Einer der wichtigsten Punkte für Unordnung ist der gestörte Kreislauf der Dinge. Haltlos kann jederzeit und von überall Zeugs unsere Wohnung und damit unser Leben fluten. Es gibt dank Onlineshopping weder zeitliche noch geografische Grenzen. Erfahre hier in meinem ersten Beitrag dieser Reihe, wie du den Zufluss kontrollierst.
Wir kennen es alle, es ist ein Phänomen: die Zwischenablage. Auf dem Esszimmertisch, der Küchenablage, auch auf dem Lavaborand oder direkt auf dem Boden türmen sich die ‚Das erledige ich gleich‘-Haufen. Gut getarnt unter Rechnungen und Magazinen befinden sich alle Dinge, die kein festes Zuhause haben. Überall sind diese Sachen im Weg und wandern deshalb von Haufen zu Haufen, von Zimmer zu Zimmer. Die Zischenablage ist eine tückische Falle, in die ich selbst auch so gerne trete, denn auf diese Weise hat das Aufräumen niemals ein Ende.
Dinge, die keinen festen Platz zugewiesen haben, werden niemals versorgt sein. So hat das Aufräumen nie ein Ende.
Wenn es ums Ausmisten geht, kommen uns plötzlich Zweifel. Vielleicht kann ich das noch gebrauchen‘. ‚Wenn das erste kaputt geht, habe ich gleich Ersatz zur Hand‘. Diese und ähnliche Erklärungen halten uns davon ab, unnötige Dinge als das zu sehen, was sie sind, nämlich Gerümpel und Belastung. Erfahre hier im dritten Teil dieser Beitragsreihe, wie du dich trotz schlechtem Gewissen von Dingen trennen kannst. Das Loslassen ist ein enorm schwieriger Schritt. Wenn du noch Schwierigkeiten damit hast, glaub mir, damit bist du nicht allein.
Wir kennen ihn alle, den Termin, wann wir das Keller ausmisten angehen, das Fahrrad reparieren oder den Drucker entsorgen. Er heisst „Wenn ich einmal Zeit habe“ oder einfach „irgendwann bald einmal.“ Aus eigener Erfahrung weiss ich, irgendwann wird niemals kommen.
Im ersten Moment schmerzt diese Erkenntnis. Als ich mir selbst eingestehen musste, dieses Buch werde ich niemals lesen, habe ich mich im ersten Moment wie ein Versager gefühlt. Doch dies hielt nicht lange an. Ich habe das Buch genommen und gespendet. Die Erleichterung durchströmte mich. Das Buch hat mir permanent ein schlechtes Gewissen bereitet, es hat permanent meine Gedanken blockiert. Nun bin ich nicht nur diese Gefühle losgeworden, sondern das Buch kann nun auch jemand anderem eine Freude bereiten.
Im Extremfall geht es jedoch nicht um ein einzelnes Buch. Einige von uns sind so gute Meister im Aufschieben geworden, dass der Haufen so gross geworden ist, dass man schlichtweg nicht mehr weiss, wo man eigentlich beginnen soll. Stell dich dem Problem nicht allein. Hol dir Hilfe von deiner besten Freundin oder deiner Familie, ein frischer Blick und zwei Paar Hände schaffen auch dies!
2) Warum lohnt es sich der Unordnung entgegen zu wirken?
Mit der Antwort auf diese Frage könnte ich ein ganzes Buch füllen. Doch das ist gar nicht nötig. Wir wissen alle, wie belastend Unordnung ist.
Wenn wir sie besiegen, gewinnen wir Klarheit und Energie, sparen Geld und Zeit.
Unordnung lenkt ab. Beim Arbeiten können wir uns weniger konzentrieren, ständig unterbrechen wir unser fokussiertes Arbeiten, weil wir etwas suchen müssen.
Unbewusst kommen wir nicht zur Ruhe. Unerledigte Dinge machen uns ein schlechtes Gewissen, doch die Menge lässt uns schon vor dem Anfangen verzweifeln, also lassen wir es lieber ganz bleiben. Wann immer wir können, flüchten wir aus unserem Zuhause.
Der Keller ist rappelvoll. Also mieten wir einen zusätzlichen Abstellraum. Wenn der nicht mehr reicht, ziehen wir in eine grössere Wohnung. Wenn wir etwas nicht mehr finden, kaufen wir es gezwungenermassen ein zweites Mal, oder drittes. Beim Durchwühlen des Schrankes kann gerne etwas herunterfallen und kaputt gehen, schon wieder unnötige Mehrkosten.
Je mehr wir besitzen, desto mehr verlangt unsere Aufmerksamkeit und Pflege. Mehr Dinge bedeuten mehr Arbeit. Mehr chaotische Dinge bedeuten Zeitverschwendung für das Suchen, Nachfragen, Einkaufen, nach Hause bringen und von neuem Suchen.
Wenn wir uns von der Unordnung befreien, haben wir all diese Probleme nicht mehr. Also worauf wartest du, leg los!oi
3) Ordnungsprinzipien für ein dauerhaft aufgeräumtes Zuhause
Ordnung ist kein Zustand, sondern eine Einstellung.
Hat man einmal eine systematische Grundordnung für sich gemacht, ist das Halten einfach. Durch kleine Gewohnheiten bleibt eine Wohnung aufgeräumt. Halte dich an folgende Regeln:
Sorge dich um die Dinge, welche du besitzt. Je länger sie halten und je besser sie gewartet werden, desto seltener benötigst du neue Sachen.
Schreibe dir Wartungstermine in die Agenda und führe sie regelmässig durch, egal ob beim Auto, bei der Waschmaschine oder dem Drucker.
Flicke deine Sachen wieder. Ein kleines Loch im Pullover oder ein abgefallener Knopf sind schnell behoben. Denke an regelmässige Putzeinheiten. Ein Backofen funktioniert besser, wenn er sauber ist.
Sei wählerisch, was in dein Leben kommt und grosszügig, was es verlassen darf.
4) 10-Minuten-Hacks für den Morgen und Abend
Die schlechte Nachricht; auch nach einer grossen Aufräumaktion hält sich Ordnung nicht für immer. Die gute Nachricht ist aber, dass du mit kleinen Gewohnheiten dein Zuhause ganz einfach aufgeräumt halten kannst. Hier am Ende dieses Beitrages habe ich für dich kleine Tipps für jedes Zimmer, damit die Ordnung in deinem Zuhause bleiben kann.
Nimm dir morgens und abends 10 Minuten Zeit und dein Zuhause bleibt aufgeräumt!
Am Morgen
Schlafzimmer Mach jeden Morgen das Bett und lüfte kurz durch.
Bad Wische immer als Abschluss die Ablage trocken, entferne Flecken auf dem Spiegel sofort.
Küche Räume die Spülmaschine aus und fülle dreckiges Geschirr gleich ein. Wische die Ablage ab.
Wohnzimmer Schnapp dir den Raumwechsel-Korb vom Vorabend und versorg alles an seinen Platz.
Eingangsbereich Finde für dich einen Platz für Tasche, Jacke, Schlüssel. Lege beim Nachhause kommen die Dinge immer gleich an diese Stelle.
Überall: Eat the Frog Nimm dir eine Aufgabe gleich zu Tagesanfang vor, die du sehr unangenehm findest. Wenn du diesen Frosch gegessen hast, kann der restliche Tag nur noch rocken.
Am Abend
Schlafzimmer Mach dir die Kleider für den nächsten Tag bereit. Leg dreckige Wäsche gleich in den Waschkorb. Lüfte gut durch.
Bad Lass während des Zähneputzens den WC-Reiniger einwirken. Wisch danach kurz durch.
Küche Räum den Geschirrspüler ein und lass die Maschine laufen. Wisch die Ablagen mit Reiniger ab. Tausche die Tücher aus.
Wohnzimmer Schalte für einen gesunden Schlaf das WLAN aus. Falte die Decken, ordne die Kissen. Lauf mit dem Raumwechsel-Korb durch das Zimmer.
Büro Schreib dir für den nächsten Tag eine To-do-Liste. So ist dein Kopf frei. Führe ein Dankbarkeitstagebuch.
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