Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.
Seneca
Du willst mit Aufräumen beginnen, bist fest entschlossen, endlich Gerümpel loszuwerden. Mit hochgekrempelten Ärmeln öffnest du deinen Schrank, nimmst den ersten Karton hervor und hältst inne. In deinen Händen liegt die vergessene Briefesammlung, die kannst du unmöglich wegwerfen. Gut weiter, deinen alten Drucker, den hast du seit einem Jahr nicht mehr benutzt. Aber was ist, wenn dein neuer den Geist aufgibt, was machst du dann?
Mit jedem neuen Gegenstand sinkt dein Tatendrang. Es sind zu viele Dinge, aber was davon ist überflüssig? Wie kannst du dich davon trennen?
In diesem Beitrag erfährst du:
1) Warum kannst du dich so schlecht von Dingen trennen?
Der Mensch ist auf Sparen genetisch programmiert. Sein Überleben hat er sich durch (Vor)sorgen gesichert. Negatives ist viel präsenter in den Gedanken, weil es auf Gefahren hinweist. Es liegt in der Natur des Menschen zu horten und zu sammeln.
Grundsätzlich ist daran nichts verkehrt, wie schon erwähnt, diese Neigung zum Sammeln war überlebenswichtig. Doch bei vielen ist das Verhältnis zwischen Sammeln und Verbrauchen nicht mehr im Gleichgewicht. Wenn du nur noch in Angst und Mangeldenken lebst, ist ein ständiger unterschwelliger Stress vorhanden. Das Wirkliche und das Positive sind leider vergessen.
2) Welche Typen des Hortens gibt es?
In ihrem Buch Dan-Sha-Ri hat Hideko Yamashita auf grossartige Weise 3 unterschiedliche Typen des Hortens herausgearbeitet und erklärt, weshalb sie sich schlecht von Dingen trennen können. Meist existieren Mischtypen. Vielleicht erkennst du dich in der einen oder anderen Schilderung wieder?
Typ 1: Flucht vor der Wirklichkeit
Seine Agenda ist prall gefüllt mit Terminen, Verpflichtungen und Veranstaltungen. Wenn Typ 1 einmal kurz zu Hause ist, dann nur um neue Kleider anzuziehen und gleich wieder losspurten zu seiner nächsten Verpflichtung. Es gibt so viel Schönes im Leben von Typ 1, Projekte, Ausflüge und auch Arbeit, die Spass macht.
Wann soll dann nur Zeit gefunden werden, um loszulassen und aufzuräumen? So selten wie Typ 1 zu Hause ist, lohnt es sich nicht, dies als Priorität anzusehen. Oder ist genau dies der Grund, weshalb Typ 1 sein Zuhause meidet, weil er sich dort nicht wohl fühlt?
Typ 2: Klammern an die Vergangenheit
Typ 2 ist Zuhause umgeben von seinen Schätzen. Die Wände sind gefüllt mit Erinnerungen, alten Fotografien, Souvenirs von Reisen und Sammlungen. Versucht Typ 2 einmal ein wenig Ordnung in sein Zuhause zu bringen, wird er jedes Mal, wenn er etwas wegwerfen möchte, von einer Welle an nostalgischen Erinnerungen überrollt. Aus Sentimentalität behält Typ 2 alles, ob es seine beste Zeit hinter sich hat oder nicht. Es ist viel zu gefährlich dies wegzuwerfen, schliesslich sind Erinnerungen an die Dinge gekoppelt. Oder etwa nicht?
Typ 3: Furcht vor der Zukunft
Typ 3 ist gerne vorbereitet. Vorräte, Pläne, Werkzeuge, Ersatzteile und Alternativen füllen sämtliche Lagerplätze im Zuhause von Typ 3. Für ihn macht es keinen Sinn, Dinge auszumisten, weil sie ja als Vorrat durchaus praktisch sind. Die Dinge könnten einmal gebraucht werden. Und das Risiko besteht, dass es sie einmal nicht mehr gibt. Was soll Typ 3 in solch einer Situation dann nur machen?
3) Was ist das Kernproblem vom nicht loslassen können?
Kurz gesagt: Die Zeitachse ist verschoben und dadurch ist die Aufmerksamkeit nicht auf das Hier und Jetzt gerichtet.
Deine Dinge haben nur einen Zweck und der ist, dir zu nützlich zu sein in deinem Alltag.
Typ 1 flüchtet vom Hier, indem er alles andere macht, um sich nur nicht mit seinem Besitz auseinander setzen zu müssen.
Typ 2 lebt nicht im Jetzt, sondern in der Vergangenheit. Die guten alten Zeiten dürfen nicht vergessen werden. Sie sind Teil der Geschichte jedes Menschen, doch sie dürfen nicht überhandnehmen und vor allem, die Erinnerungen leben im Menschen weiter, nicht in Gegenständen.
Typ 3 schaut voller Sorge und Angst in die Zukunft. Dabei übersieht er, was im Hier und Jetzt wertvoll ist. Es kann immer etwas passieren und vorbereitet zu sein, ist essentiell. Wichtig ist nur, das Mass nicht zu verlieren. Kannst du dein altes Handy überhaupt noch benutzen, falls dein neues kaputt gehen würde? Wie schlimm ist es, wenn einmal die Zahnpasta an einem Abend ausgeht?
4) Wie kann dir Lagom helfen loszulassen?
Lagom bedeutet nicht zu viel und nicht zu wenig, sondern genau richtig. Wenn du nach diesem schwedischen Prinzip lebst, kannst du dich wieder erden. Auch erkennst du, was wirklich wichtig ist: Das Jetzt. Jetzt müssen Dinge passen, nicht sie haben einmal gepasst, nicht vielleicht werden sie einmal passen.
Setze den Fokus beim Loslassen aufs Jetzt. Vergiss die Frage, ob dieser Gegenstand noch gut ist, sondern frage dich selbst: Benutze ich diesen Gegenstand jetzt?
Lebe mehr Lagom
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