"Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.“
Winston Churchill
Ein Drittel aller Lebensmittel gehen in der Schweiz verloren. Das sind 2,8 Millionen Tonnen pro Jahr.
Es geschieht auf der gesamten Produktionskette. Ein Teil bleibt beim Erzeuger auf dem Feld liegen, Transportschäden entstehen, ein weiterer Teil wird nicht verkauft, auch in der Gastro wird nicht alles konsumiert.
Doch der Löwenanteil ist auf private Haushalte zurückzuführen.
Stolze 45% Foodwaste fällt im privaten Haushalt an!
Die gute Nachricht daran ist: Du und ich, wir alle können direkt etwas daran ändern.
Wenn du einige Ratschläge in diesem Beitrag umsetzt, leistest du einen aktiven Beitrag zur Nachhaltigkeit:
es wird weniger CO2 produziert und Energie verschwendet
du schonst nebenbei deinen Geldbeutel
du schaffst dir ein Bewusstsein für deine eigene, gesunde Ernährung
In diesem Beitrag führe ich dich durch folgende Bereiche:
1 Einkaufen und Planung
Einkaufsläden sind nur an etwas interessiert und dies ist, dass du möglichst viel und regelmässig bei ihnen kaufst. Sie haben geniale psychologische Tricks entwickelt, damit du während deines gesamten Aufenthaltes im Laden ständig in Versuchung kommst und dieser schliesslich nachgibst.
Der beste und einfachste Weg, dass du keine Fehlkäufe machst, ist eine gute Planung.
Forscher haben festgestellt, dass wie täglich 300 Entscheidungen zum Thema Essen machen müssen. Diese Zahl ist einfach unglaublich!
Meist geschieht es unbewusst im Laden, im Restaurant, bei Werbeplakaten, in der Küche, bei Snackautomaten, ständig entscheidest du dich: Essen oder nicht essen, dieses oder jenes kaufen, kleine oder grosse Portion, süss oder salzig.
Ständig verbrauchst du deine Aufmerksamkeit und deine Energie für solch kleine Überlegungen. Wie viel angenehmer wäre es, wenn du diese Entscheidungsmenge herunterbrechen könntest!
Erstelle einen Menuplan, am besten für eine Woche. Halte fest, welche Menge du von den Zutaten benötigst.
Als ich persönlich vor der Umstellung auf einen Menuplan gewesen bin, fand ich die Idee totalen Quatsch. Ich dachte, die Planung würde mich einschränken und ich würde mich dadurch selber zwingen, Dinge zu essen, auf die ich gar keine Lust hatte.
Diese Sorge hat sich als falsch herausgestellt. Ich bestimme, was auf den Essensplan kommt und dies sind Dinge, die ich gerne esse. Wenn es trotzdem einmal der Fall sein sollte, dass ich gar keine Lust auf Fisch mit Gemüse habe, dann tausche ich zwei Menus einfach ab. Der Plan ist eine Stütze, keine Bürde.
Probiere es doch einfach einmal aus.
Schreibe dir gleichzeitig mit der Menuplanung eine Einkaufsliste und halte dich daran.
Es gibt keine Ausnahmen, auch nicht, wenn etwas Aktion ist.
So widerstehst du beim Einkaufen allen Lockungen von Schnäppchen und Verführungen. Du kaufst nicht zu viel und nicht das Falsche, denn deine Einkaufsliste führt dich zielsicher durch den Laden.
Kaufe Gemüse und Früchte aus dem Offenverkauf.
So kannst du die richtige Menge für dich nehmen.
Achte dich auf den Reifegrad, wenn du das Gemüse am selben Tag verarbeiten möchtest, kannst du schauen, ob es reduzierte Ware gibt. Das spart zusätzlich Geld und der Laden muss dieses Gemüse nicht wegwerfen.
Die Schlagworte für einen nachhaltigen und gesunden Einkauf sind: regional und saisonal.
Das wichtigere Wort dabei ist saisonal.
Achte dich darauf, was gerade erntefrisch ist. Regional kann beispielsweise bei Äpfeln bedeuten, dass sie im Herbst frisch von der Ernte kommen. Das übrige Jahr sind Äpfel immer noch regional, aber über Monate hinweg in Lagern unter grosser Energieaufwendung gekühlt worden, damit sie ‚frisch’ und regional verkauft werden können.
Nur noch saisonal einkaufen… Was wenn du aber einmal im Herbst Lust hast auf Rhabarber? Der Winter hat doch kein saisonales Gemüse.
Fühlst du ein Ziehen im Magen und denkst, dass dies ein unangenehmer Verzicht ist?
Ich kann dich beruhigen: Nein, dies ist nicht der Fall. Nicht alles zu jederzeit zu Verfügung zu haben kann sogar erleichternd sein!
Denke nur an Erdbeeren: Im Frühling frisch vom Feld sind sie eine Köstlichkeit gefüllt mit Nährstoffen, die dein Körper braucht. Kaufst du Erdbeeren im Herbst, schmecken sie nach nichts, werden aufwendig eingeflogen und sind meistens auch noch chemisch behandelt. Ist es nicht schöner, nur einen Teil des Jahres wirklich gute Erdbeeren zu geniessen, als ganzjährig fade Pseudofrüchtchen, die deiner Gesundheit noch schaden können?
Saisonal kann eine Chance sein. So entdeckst du neue Gemüsesorten, die du bisher vielleicht noch nie probiert hast. Auch ein grosser Bonus: was saisonal ist, ist günstiger.
2 Blicke über deinen Tellerrand: Konsumiere achtsam und reflektiert
Nose to Tail oder Leaf to Root
Um Foodwaste zu verhindern, ist es wichtig, das Lebensmittel als Ganzes zu sehen. Jeder Teil enthält wichtige Nährstoffe, die unser Körper braucht.
Wenn du alles von etwas verwendest, benötigst du insgesamt eine kleinere Menge, was bedeutet, dass weniger produziert werden und du weniger Geld ausgeben musst.
Viele essen nur die geschälte Kohlrabi-Knolle. Dabei sind die Blätter extrem lecker in einem Grünen Smoothie oder geschnippelt in einem Auflauf. Die Schale der Knolle kann ohne weiteres entweder in einem Fond ausgekocht werden oder kleinpüriert in einer Bouillon verwendet werden.
Auch ein Tier ist mehr als das eine Filetstück. Knochensuppe, Hackfleisch, Innereien… Gehe einmal auf Rezeptsuche und entdecke auch hier eine Vielfalt an Möglichkeiten.
Restlos
Wenn ich die Grünguttonne meines Wohnblockes öffne, muss ich immer leer schlucken. Sie ist neben Rüstabfällen und wenigen verdorbenen Früchten gefüllt mit übriggebliebenem, eigentlich noch gutem Essen: Gekochte Nudeln oder Kartoffeln, Gemüse und Früchte in Originalverpackung und unversehrt.
Weggeworfen, weil nicht bis zum neuen Einkauf verbraucht. Weggeworfen, weil keine Möglichkeit gesehen worden ist, wie dieses Lebensmittel noch verzehrt hätte werden können.
Seit ich einen eigenen kleinen Garten habe und Monate mit der Pflege von Pflanzen verbringe, damit ich eine kleine Ernte einfahren kann, blutet mein Herz bei dieser unbedachten Verschwendung.
Hast du auch schon einmal zu viel eingekauft oder gekocht und wusstest nicht, was mit den Resten machen?
Dann halte dich zukünftig an folgenden Rat:
Sieh Rezepte nicht mehr als Anleitungen, sondern mehr als Leitfaden.
Warum nicht die übrigen Nudeln in einen Gemüseauflauf mischen?
Welker Salat kann mit einem Eisbad wieder aufgefrischt werden.
Zu viel gekocht? Warum nicht als kleiner Appetizer am nächsten Abend servieren oder eine Portion einfrieren, damit etwas Gesundes vorhanden ist, wenn die Kochlust fehlt?
Wenn du dich gerne in das Thema Restenverwertung einfuchsen möchtest, empfehle ich dir diese Seite. Sie ist ein wunderbarer Einstieg, der es dir ermöglicht, nachhaltiger zu leben.
Sei kreativ, verwende deine Essensreste und bringe deine Geschmacksknospen mit neuen Kreationen in Verzückung!
Mythos Mindesthaltbarkeitsdatum -MHD
Die Lebensmittelindustrie ist zum Glück verpflichtet anzugeben, wie lange ihr Produkt geniessbar ist. Dabei gibt es zwei Unterscheidungen: ‚Verbrauchen bis‘ und ‚mindestens haltbar bis‘.
Wenn ein Mindesthaltbarkeitsdatum aufgedruckt ist, ist dies eine Orientierungshilfe für dich. So kannst du deinen Vorrat optimal sortieren und das zuerst verbrauchen, das schon älter ist.
Wende zukünftig in deiner Küche folgende Regel an: Sinne vor Datum.
Dein Körper weiss, was ihm guttut und was essbar ist.
Die Schritte sind: Auge, Nase, Zungenspitze
Du hältst beispielsweise ein abgelaufenes Joghurt in der Hand - es kann übrigens bis zu 3 Monate nach Ablaufdatum noch gut sein - achte dich zuerst auf die Verpackung. Ist der Deckel verbeult, weil sich Zersetzungsgase gebildet haben? Nein, also weiter: Sind im Becher Schimmelspuren zu sehen? Nein. Wie ist der Geruch? Normal, neutral, gut. Wie schmeckt ein kleiner Löffel auf der Zunge? Lecker. Wenn diese Testreihe durchlaufen ist, kannst du das Joghurt geniessen.
Vertraue deinem Körper. Verlasse dich bei Lebensmittelabschätzung wieder auf deine Sinne.
3 Mit der richtigen Lagerung halten Lebensmittel länger
Grundsätzlich ist die Regel beim Einräumen deiner Vorräte, dass es sichtbar und übersichtlich sein soll. Halte dich an Kategorien, das hilft dir sowohl bei der Suche, als auch bei der Menge. Lebensmittel kannst du an verschiedenen Orten Lagern: Kühlschrank, Gefriertruhe oder Vorratsschrank.
Der Kühlschrank
Moderne Geräte haben verschiedene Kältezonen von 4-8 Grad Celsius. Diese Kühle verlangsamt den Zellstoffwechsel und verzögert dadurch die Entstehung von Mikroorganismen, deine Lebensmittel halten länger.
Nutze die Zonen optimal und sortiere deine Lebensmittel in die Zonen, welche sie benötigen.
Zuunterst die Gemüseschublade (ca 9 Grad): Salat, kälteverträgliche Obst- und Gemüsesorten.
Wenn du nicht sicher bist, ob die Pflanzen kälteverträglich sind, überlege dir, wo sie wachsen. Südländische Pflanzen mögen Kühle nicht, also beispielsweise Tomaten, Zitrusfrüchte auch Gurken.
Unterer Bereich (2-3 Grad): Fleisch, Fisch, also leicht Verderbliches
Mittlerer Bereich (4-6 Grad): Milchprodukte, Butter, Eier
Alle Milchprodukte ausser Butter besser nicht einfrieren, da sie flocken können. Verpacke Milchprodukte am besten einzeln, weil sie schnell Gerüche aufnehmen
Oberer Bereich (8 Grad): Angebrochene, geöffnete Produkte
Lass Speisereste abkühlen und versorge sie danach sofort im Kühlschrank
Sei beim Kühlschrank sehr auf Hygiene bedacht. Es ist ein feuchter Behälter, dies sind ideale Bedingungen für Bakterien und Schimmelpilze. Wische die Tablare regelmässig ab. Am besten alle 4-6 Wochen mit Essig antibakteriell behandeln.
Folgende Lebensmittel gehören nicht in den Kühlschrank. Am besten halten sie in dunkler Trockenlagerung bei 15-20 Grad
Brot (Am besten in einer Box, trocknet im Kühlschrank schneller aus)
Honig (kristallisiert)
Kaffee (kondensiert die Feuchtigkeit: Weniger Geschmack)
Kartoffeln, Süsskartoffeln (werden sonst mehlig und keimen, Stärke zersetzt sich schneller zu Zucker)
Mehl, Nudeln, Reis
Öle (Ausnahme ist Leinöl, dies solltest du in der Kühlschranktür lagern, sonst wird es ranzig)
Schokolade
Zitrusfrüchte (verlieren Aroma und Vitamine)
Zwiebeln und Knoblauch (werden feucht und schimmeln)
Frucht ist nicht gleich Frucht
Steht auch deiner Küche eine Früchteschale?
Achte dich einmal darauf, welche Sorten du darin lagerst. Denn es gibt zweierlei Arten von Früchten: ethylen-empfindliche Sorten und ethylabgebende Sorten (Ethylen ist ein Reifegas, welches abgesondert wird)
Ethylen abgebend sind beispielsweise: Apfel, Aprikose, Avocado, Mango; Nektarine, Papaya, Pfirsich und Pflaume
Ethylen empfindlich sind unter anderem: Kiwi, Mango, Bananen, Birnen, Wassermelonen und Zitrusfrüchte
Am besten hast du zwei Fruchtschalen, welche du nach diesem Schema trennst. Natürlich kannst du dir diesen Effekt zunutze machen, sind deine Bananen beim Kauf noch grün, lege sie auf ein paar Äpfel. So reifen sie schneller.
Haltbarmachen durch Einfrieren
In einem Gefrierer herrschen mindestens -18 Grad Celsius. Dies verhindert das Vermehren von Mikroorganismen. Achtung: das heisst, sie sterben nicht. Gefrorene Lebensmittel sind nicht unendlich haltbar. Es ist bloss ein extrem verlangsamter Prozess. Beispielsweise wird Fett mit der Zeit trotz Einfrieren ranzig.
Grundsätzlich gelten beim Einfrieren folgende drei Regeln:
Portionsweise einfrieren
Beschriften mit Datum!
Luftdicht verpacken
Als Faustregel kannst du dir folgendes merken:
Selbstgekochtes ist 3 Monate haltbar
Fisch, fettreiches Fleisch 6-9 Monate
Obst, Gemüse, Rindfleisch, Geflügel 9-12 Monate
4 Was hat Zerowaste mit Lagom zu tun?
Lagom bedeutet im Schwedischen ‚nicht zu viel und nicht zu wenig, sondern genau richtig.‘
Nicht immer ist es möglich, bei der Essenszubereitung die genaue benötigte Menge zu kennen. Besonders wenn es nicht nur um dich geht, sondern um deine ganze Familie.
Es muss auch nicht auf Anhieb perfekt sein. Ein achtsames Einkaufen und Verarbeiten bringt dich deinem Essen wieder näher. Du merkst wieder, was dir guttut, was dein Körper braucht.
Du beginnst, dein Essen wertzuschätzen, weil es dir Energie für den Tag gibt und dich mit Nährstoffen versorgt, die du brauchst. Du wirst mehr Möglichkeiten für Zubereitungen kennenlernen und dadurch eine kulinarische Reise antreten.
Lagom bestärkt dich, wieder auf deine innere Stimme zu hören, deinen Instinkten zu vertrauen.
Sieh Lagom zu leben als Prozess an. Es ist eine Suche auf die Frage, was brauchst du wirklich? Was tut dir gut?
Lebe mehr Lagom!
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