‚Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.‘
Seneca
Welche Wirkung soll eine Liegestütze pro Tag haben?
Welchen Effekt hat es schon, 10 Minuten aufzuräumen?
Warum sollte eine kleine Tat etwas am Ergebnis ändern?
Einzeln betrachtet mag dies stimmen. Wenn du seit Monaten keinen Sport mehr gemacht hast, bist du mit einer einzigen Liegestütze nicht plötzlich gesund. Wenn du noch nie wirklich aufgeräumt hast, wirst du nach 10 Minuten keine grossartige Veränderung bemerken. Es geht nicht um eine kleine Handlung, es geht um die Summe von vielen kleinen Veränderungen und Anpassungen, die kaum Aufwand bedeuten, aber zusammen eine gigantische Verbesserung bewirken.
Doch alles der Reihe nach. In diesem Beitrag erfährst du:
Was Kaizen ist und woher es kommt
Wie du die 5S Methode für dich anwendest
Was Kaizen mit Lagom zu tun hat
1 Wer hat’s erfunden?
Kaizen setzt sich aus den zwei japanischen Worten zusammen: ‚Kai‘ Veränderung oder Wandel und Zen ‚zum Besseren‘. Kaizen bedeutet somit ein Wandel zur Verbesserung.
Taichii Ono arbeitete nach dem 2. Weltkrieg für den Automobilhersteller Toyota. Durch die langen Kriegsjahre waren Rohstoffe knapp und es gab wenige Arbeitskräfte. Durch Kaizen wollte Taichii Ono diesem Missstand entgegenwirken und führte kurzerhand Kaizen als neue Arbeitsphilosophie ein. Jeder in der Firma war mit eingebunden und sollte mitdenken. Wenn jemand eine Verbesserungsmöglichkeit sah, egal ob für einen flüssigeren Arbeitsprozess, weniger Verschwendung, weniger Wartezeiten oder eine einfachere Kommunikation wurde diese eingeführt.
Auf Taichii Ono geht die 5S-Methode zurück (Dazu mehr in Kapitel 2). Ursprünglich ist sie für einen Betrieb gedacht, doch sie lässt sich wunderbar für Zuhause anwenden. Je nach Wohnkonstellation kann dies schnell einmal einer Firma gleichen.
Das grundsätzliche Ziel von Kaizen ist das Aufhalten von Ressourcenverschwendung: Sowohl von Zeit, Energie als auch Material.
Abläufe und Produkte sollen permanent hinterfragt und in kleinen Dingen angepasst werden. Es soll kein Tag vergehen, an welchem nicht eine Verbesserung irgendwo im Unternehmen oder im Haushalt gemacht wird.
Für dich bedeutet dies nicht, dein ganzes Leben sofort auf den Kopf zu stellen.
Kaizen arbeitet mit Mikrogewohnheiten, die im Ganzen kaum auffallen, aber einen grossen Unterschied machen.
Ein Beispiel kann sein, dass du deinen Stress reduzieren möchtest. Der am häufigsten gesuchte Gegenstand im Haus ist der Schlüssel. 9 von 10 Personen suchen gehetzt, bevor sie das Haus verlassen nach ihrem Schlüssel. Dadurch brechen sie zu spät auf und kommen gestresst und oft unpünktlich an.
Kaizen könnte hier eingreifen, indem du eine Schale auf das Schuhregal beim Eingang stellst. Dies ist der fixe Platz deines Schlüssels.
Deine Mikrogewohnheit nach Kaizen ist nun, dass du, wenn du nach Hause kommst, den Schlüssel immer in diese Schale legst. Immer! Eine kleine Geste mit erstaunlich grosser Wirkung.
2 Wie wendest du die 5S-Methode an?
Die 5S nach Taichii Ono helfen dir dabei, eine einfache, übersichtliche Ordnung zu erstellen, in der sich alle Mitbewohner zurechtfinden.
Das erste S steht für Siri (Sortieren):
Entferne alles Unnötige aus deinem Zuhause. Es blockiert sowohl Stauraum als auch Arbeitsfläche, es beansprucht deine Aufmerksamkeit und lenkt dich ab. Wenn du alles aussortierst, was du nicht mehr brauchst oder dir keine Freude mehr bringt, hast du wieder Raum, um dich zu bewegen, zu arbeiten und zu leben.
Neues kann nur entstehen, wo Platz dafür ist.
Das zweite S bedeutet Seiten (Systematisieren):
Es ist eine ganz einfache Regel. Ordne die Dinge, die noch da sind. Wichtig ist, dass du jedem Ding seinen Platz gibst und dies ohne Ausnahme. Führe Stationen ein, beispielsweise eine Paperstation, einen Platz, Korb oder ein Fach, in welches du alle einkommende Post versorgst. Wenn klar ist, wo die Dinge hingehören, bilden sich keine temporären Häufchen mehr, die von einem Ort zum anderen verschoben werden, weil sie dir immer wieder im Weg sind.
Das dritte S steht für Seiso (Saubermachen):
Deine Dinge machen dein Leben einfacher, fröhlicher und praktischer. Deshalb haben sie ein wenig Pflege und Aufmerksamkeit verdient. Putze, flicke und pflege deine Dinge regelmässig.
Das vierte S steht für Seiketsu (Standardisieren):
Dieser Schritt hilft dir dabei, dass alle in deinem Haushalt dasselbe Verständnis von Ordnung haben und die gleichen Regeln befolgen. Vielleicht helfen dir dabei Beschriftungen, einheitliche Bezeichnungen oder Checklisten für regelmässige Wartungen. Bei diesem S drückt der Unternehmensursprung am deutlichsten durch. Übernimm einfach nur, was für dein Leben passt und was du einfach umsetzen kannst.
Das fünfte und letzte S steht für Shitsuke (Selbstdisziplin):
Es geht nicht darum, einmal etwas zu tun. Ordnung ist kein Zustand, es ist ein Prozess. Finde kleine (Mikro-)Gewohnheiten, wie du Kaizen in deinem Alltag pflegst und integrierst, beispielsweise mit der Schlüsselschale oder einer Kommandozentrale
Wenn du dich an alle 5 Schritte der 5S-Methode hältst, gewinnst du:
Klarheit, Einfachheit, mehr Freizeit, übersichtliche Strukturen, gleichberechtigte Arbeitseinteilung, Übersicht
3 Was hat Kaizen mit Lagom zu tun?
Lagom kommt aus dem Schwedischen und bedeutet ‚nicht zu viel und nicht zu wenig, sondern genau richtig.‘
Lagom ist die Antwort auf die Frage: Was brauche ich wirklich?
Lagom spiegelt wider, dass etwas nicht kompliziert sein muss, sondern sich richtig anfühlen soll. Lagom kann für jeden etwas anderes bedeuten, auch kann Lagom sich mit der Zeit ändern.
Kaizen kann den Weg zu Lagom ebnen. Durch Kleinigkeiten eine grosse Wirkung erzielen, ist Lagom. Veränderungen sind Teil des Lebens, es gibt keine einheitliche Regel. Jeder hat seine eigenen Bedürfnisse und sein eigenes Lagom. Die Wirkung von einer kleinen Veränderung, wie dem Schlüssel mag banal sein, doch in der Summe vieler dieser kleinen Umsetzungen wirst du eine enorme Wende erleben.
Finde eine neue Gewohnheit nach Kaizen und lebe mehr Lagom
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