Der Kluge packt aus; der Weise packt ein.
Emil Baschnonga
23 Kilogramm - eine gewichtige Zahl, besonders, wenn man den Koffer auf das Gepäckband am Flughafen hieven muss.
Am Abend zuvor lag der Koffer offen auf deinem Bett. Hektisch hast du Pullover und Schuhe hineingestopft. Ein Haartrockner muss mit für den Fall, dass es im Hotel keinen hat. Die grosse Flasche Sonnencreme, man kann nie wissen. Dann noch zwei Bücher und das Fotografieren wolltest du auch wieder professioneller angehen, also ragt nun aus dem hohen Kleiderberg ein Stativ als Gipfelkreuz auf.
Am Gate sitzend wippt dein Fuss nervös auf und ab. Das Handgepäck ist prall gefüllt. Wenn du den Reissverschluss öffnest, explodiert es wie eine Tischbombe. Unbewusst massierst du deine schmerzende Schulter, ein Riemenabdruck ist jetzt schon zu sehen.
Im Kopf gehst du alles noch einmal durch. Was hast du vergessen? Etwas fehlt doch noch. Etwas Wichtiges, da bist du sicher. Doch was?
In diesem Beitrag erfährst du
1 Gute Planung ist alles
Ein Monat vor der Reise ist es wichtig, dass du deine Unterlagen noch einmal kontrollierst.
Ist dein Pass für die gesamte Reisedauer gültig?
Sind alle nötigen Impfungen aufgefrischt?
Wie sind die aktuellen Einreisebestimmungen, brauchst du noch andere Reisedokumente?
Stimmen alle Buchungen und Reservierungen?
Wenn du merkst, dass etwas fehlt, hast du dank diesem Zeitfenster noch genug Zeit für nötige Termine und Umplanungen. Dein Gedankenkarusell kann aufhören, sich zu drehen. Du hast alles kontrolliert und es wird reibungslos funktionieren.
3 Tage vor der Abreise wird es ernst. Der Koffer wird gepackt.
Also fast, denn zuerst machst du noch eine Liste.
Teile grob in 5 Kategorien ein
Kleider (Pullover, T-Shirt, Unterwäsche, Hosen kurz, lang, Socken, Schuhe, Jacke, Halstuch)
Unterhaltung (Lesestoff, Spiele, Foto, Tablet, Adapter und Kabel..)
Sport (Sportausrüstung, informiere dich was sinnvoll ist vor Ort zu mieten)
Pflege (Apotheke, Körperpflege, Medikamente, Monatshygiene)
Handtasche (Reisedokumente, Wertsachen, Sonnenbrille, Adressliste, Karten und ähnliches)
Schaue in den Wetterbericht vor Ort. Passe deine Kleiderliste diesem an. Auch wenn du für einen ganzen Monat verreisen kannst, packe bloss für 1 Woche Kleidung ein. Es findet sich überall eine Möglichkeit zum Waschen.
Packe deinen Koffer erst, wenn die Listen fertig sind.
Praktisch für eine gute Übersicht sind Fächer, Säcke oder Schutzhüllen. Es gibt diese in verschiedenen Grössen und Farben. Die Profis teilen gerne einer Kategorie eine Farbe zu, so behältst du einfach eine Übersicht.
Schütze deine Elektronik und andere heikle Gegenstände, indem du sie ins Handgepäck nimmst, oder sie in Kleidung einwickelst und in die Mitte des Koffers legst.
2 Weniger ist Mehr
Das meiste Einsparpotential hast du bei der Kleidung. Auch wenn du Zuhause in verschiedenen Looks schwelgst, beschränke dich in den Ferien auf eine Capsuled Wardrobe.
Entscheide dich für 3 Farben, so kannst du die Einzelteile miteinander kombinieren. Nimm nicht einen dicken Pullover mit, habe besser 2 dünne Langarmshirts, so bist du viel flexibler und leichter unterwegs.
Wähle bei den Schuhen ein Allroundpaar, bequem genug für den Tag, edel genug für den Abend und wenn nötig noch Flipflops oder etwas Ähnliches.
Deine Outfits werden vielfältig aussehen, wenn du sie mit Kleinigkeiten veränderst. Ein Schal, eine Kette ein auffälliges Paar Ohrringe, mehr braucht es nicht.
Eine Reise ist die perfekte Gelegenheit, um zu testen, mit wieviel weniger Pflege du auskommst.
Der erste Schritt ist, in Reisegrössen zu denken. Es gibt kleine Shampooflaschen in Reisegrösse, die du mit deiner Lieblingsmarke einfach selbst befüllen kannst.
Warum nicht gleich ein Produkt für alles? Kokosöl ist der perfekte Allrounder: Körpercreme, Abschminkmittel und Gesichtspflege. Ganz Hartgesottene können sich damit auch die Zähne putzen.
In den Ferien hast du endlich einmal Zeit.
Wie viele Dinge hast du in die Ferien verschoben? Wie hoch ist dein Leseturm? Wie viele Strickprojekte liegen bereit? Planst du eine Velotour, Sandburgenbauen und eine Bouldersession?
Wenn es dir Freude bereitet, ist das alles gut und richtig.
Achte dich einfach, dass es dich nicht stresst. Einmal nichts machen, ist genauso wichtig.
Brauchst du wirklich von allem die komplette Ausrüstung? Vieles kannst du improvisieren, versuche es einmal!
Gehörst du zu jenen, die mit doppelt so viel Gepäck zurückkommen, als sie gegangen sind?
Es ist verständlich, die schöne Zeit in den Ferien möglichst lange festhalten zu wollen. Aber Mitbringsel für Familie und Freunde können schnell ins Gewicht fallen.
Lass Souvenirkaufen nicht zu einem Pflichtmarathon werden.
Geschenke sollen Freude bereiten, es ist eine Geste, dass du an den anderen gedacht hast. Ein Notkauf im Flughafen ist das nicht. Schreibe eine Karte, das ist persönlicher und spart Platz im Koffer.
3 Leichter reisen mit Lagom
Lagom bedeutet im Schwedischen ‚nicht zu viel und nicht zu wenig, sondern genau richtig‘. Eine Reise ist der ideale Moment auf die Probe zu stellen: Was brauche ich wirklich?
Meist verplanst du deine Ferien bis in die letzte Sekunde. Es ist eine Zeit der Erholung. Lass auch ein offenes Zeitfenster, lass Nichtstun zu. Finde das Gleichgewicht zwischen Aktivität und Entspannung.
Auch zwischen Planung und Spontanität ist es ein Balanceakt. Die folgende Übung ist sehr hilfreich, damit du hier dein Lagom findest. Spiele das Szenario einmal gedanklich durch:
Was geschieht, wenn du etwas nicht dabeihast?
Könntest du es neu kaufen?
Womit wäre es zu ersetzen?
Würdest du ganz ohne auskommen?
In den meisten Fällen ist die Vorstellung viel schlimmer, als wie es dann tatsächlich ist.
Lebe mehr Lagom
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