(und deine Arbeit termingerecht und stressfrei erledigst)
‚Morgen nennt man den Tag, an dem die meisten Fastenkuren beginnen.‘
Gustav Knuth
Kennst du diese Gedankenfetzen?
Das hat noch Zeit... ich sollte noch… ich habe keine Lust… das mach ich gleich nach…
Gehörst du auch zum Schlag Mensch, der lieber auf dem Sofa lümmelt, anstatt seiner Arbeit nachzugehen?
Erst wenn du das Messer am Hals spürst, dann beginnst du hektisch und willkürlich etwas hinzuschludern. Das Ergebnis ist dann noch in der Deadline fertiggeworden, aber innerlich bist du enttäuscht.
Es hätte so viel besser werden können, wenn du nur fristgerecht begonnen hättest.
Vorgenommen hast du es dir jeden einzelnen Morgen.
Aber kaum war der Computer aufgestartet, hast du in Google Maps Tadschikistan gesucht. Und deinen Bildschirmhintergrund geändert. Und danach deine Mails angeschaut. Wie ein gleichpoliger Magnet hast du deine eigentliche Arbeit von dir abgestossen. Und so ist wieder ein Tag ungenutzt verstrichen.
Damit stehst du nicht allein da.
Aufschieberitis oder Prokrastination haben ihren festen Platz in unserem Kulturraum. Denk einmal an das angepasste Sprichwort: ‚Was du heut kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen.’ Oder ‚Morgen ist auch noch ein Tag‘.
Doch warum ist die Prokrastination in dir so stark? Wenn du sie verstehst, kannst du sie auch überwinden?
In diesem Beitrag erfährst du
1) Was ist Aufschieberitis?
Aufschieberitis oder Prokrastination ist grundsätzlich ein ungeplantes Verschieben.
Es ist ganz normal, dass du bei deiner Arbeit nicht durchkommst mit allen Aufgaben. Dies hat nichts mit Aufschieben zu tun, wenn du dir einen festen Termin setzt, wann du diesen unerledigten Stapel nachholst. Beispielsweise planst du das noch anstehende Telefonat auf den nächsten Morgen um 8 Uhr ein.
Wenn du aber dieselbe Arbeit immer und immer wieder vor dir herschiebst ohne sie zu erledigen, der Termin also auf irgendwann gelegt ist, dann ist das der Beginn eines Prokrastinationsfalls.
Merke dir irgendwann ist niemals.
In Zeiten von Homeoffice ist die Gefahr, einer Prokrastination zu erliegen grösser geworden. So einfach diese Definition scheinen mag, Prokrastination tarnt sich unter zwei mächtigen Masken: Freiheit und Flexibilität.
Freiheit bedeutet, dass du selbst wählen kannst, wann du die Arbeit machst, nicht ob du sie machst.
Flexibilität in gesundem Masse sind Pufferzonen für Ungeplantes, nicht einen gemachten Plan immer wieder zu ändern, ohne etwas daraus abzuarbeiten.
Aufschieberitis driftet oft in eine Unverbindlichkeit allem und jedem gegenüber ab. Wenn du dies zulässt, schadest du dir selbst am meisten.
Aber wieso tust du das?
Mögliche Gründe
Keine Deadline bedeutet keinen Druck ins Handeln zu kommen. Dein Körper ist biologisch auf eines bedacht: Energie zu sparen. Wenn also nicht wichtige Gründe gegeben sind, wird er immer dafür sorgen, dass du nichts tust, aus dem einfachen Grund, damit du keine unnötigen Energiereserven verpulverst.
Keine Lust führt zu Abstossung. Ist das Erledigen der Arbeit an kein attraktives Ziel geknüpft, dann sträubt sich dein ganzes Inneres auch nur in die Nähe der Arbeit zu kommen. Es gibt immer mühsame Arbeit (böse Zungen würden behaupten alle Arbeit ist mühsam, das finde ich nicht), die nicht attraktiv ist. Manchmal genügt als attraktive Belohnung der Stolz, manchmal ein Lob, manchmal eine köstliche Tasse Kaffee.
Forderung ist gut, Überforderung führt zum Stillstand. Wenn eine Arbeit extrem schwierig und mühsam erscheint, trägt sie das grösste Potential in sich aufgeschoben zu werden.
Ungenaue Aufgabenstellung = Totale Orientierungslosigkeit Manchmal liegt es an der Arbeit selbst. Wenn unklar ist, was genau verlangt wird, ist es unmöglich sie zu lösen. Warum es also versuchen und unnötig Energie verschwenden?
Zeitnot ist ein guter Indikator, wie wichtig die Aufgabe wirklich ist. Nicht dringliche Aufgaben werden so lange hinausgeschoben, bis Konsequenzen da sind.
‚Probiers mal mit Gemütlichkeit‘ Wie im ersten Abschnitt erwähnt: Arbeit bedeutet Aufwand und verbraucht Energie. Warum das schöne Ausruhen aufgeben für eine Anstrengung? Hier kommt wieder die Attraktivität der Aufgabe ins Spiel. Was hast du davon, wenn du diese Aufgabe erfüllst? Verspricht die Belohnung besser zu sein, als die Pause?
2) Wie kannst du der Prokrastination entgegenwirken?
Kurz, knapp und direkt: Der Schlüssel ist Selbstdisziplin.
Selbstdisziplin ist ein Muskel, und wie jeder andere Muskel muss dieser aktiv trainiert werden, um stärker zu werden. Wenn du langfristigen Erfolg willst, dann baue dein Training schrittweise auf. Setze dir zu Beginn nur eine feste Regel:
Was unter 2 Minuten dauert, machst du sofort
Eat the Frog
Wecker stellen und 5 Minuten arbeiten, dann stoppen
Auch die längste Wanderung besteht aus einzelnen Schritten. Der Olavsweg in Norwegen erscheint mit 650 Kilometern Länge unmöglich zu wandern. 650 Kilometer sind 650’000 Meter.
Wenn du jetzt aber nur eine Tagesetappe anschaust, dies sind 18 Kilometer. 18’000 Meter, wird das Herzrasen schon schwächer?
Und nun noch der letzte Schritt: Wo ist der Startpunkt und in welche Richtung muss der erste Schritt gesetzt werden? Das ist nur noch 1 Meter. 1 Meter ist nichts. Das kannst du. Und dank der trainierten, obigen Regel, alles was unter 2 Minuten geht… Was, du hast den Schritt schon gemacht? Grossartig!
Dann brauche ich nicht mehr weiter zu erklären.
Jedes Projekt besteht aus vielen Teilschritten. Das ganze an sich wirkt überfordernd, deshalb spaltest du es auf und denkst nur an die Etappen:
Gehe gedanklich schrittweise durch den Prozess
Bilde Etappen, plane und lege los, Schritt für Schritt
Setze dir Verbindlichkeit durch Termine, wenn nötig mit Konsequenzen, die dir wehtun
Aufschieberitis kannst du überall im Alltag trainieren. Je stärker deine Selbstdisziplin wird, desto ringer fällt es dir, zu beginnen.
Genau hier ist der Schlüssel zu allem:
Komm ins Handeln.
Dann liegt der schwierigste Teil hinter dir.
3) Wie hilft dir Lagom gegen Prokrastination?
Lagom bedeutet im Schwedischen ‚Nicht zu viel und nicht zu wenig, sondern genau richtig‘.
Es ist also eine Masseinheit. Das richtige Mass aller Dinge. Druck ist gut, zu viel Druck lähmt, Arbeit ist gut, zu viel belastend. Setze dir Termine und erweitere deine Grenzen.
Wenn merkst, dass du es nicht schaffst, hole Hilfe. Dies ist kein Eingestehen von Schwäche, sondern ein Leben von Lagom. Lagom bedeutet auch Gemeinschaft: Jeder leistet seinen gerechten Teil für das Gruppenwohl. Gemeinsam geht Arbeit leichter von der Hand und durch die gegenseitige Verpflichtung hat Prokrastination auch keine Chance mehr.
Ganz wichtig: Lagom bedeutet für jeden etwas anderes. Höre auf dich und deine Bedürfnisse. Ertappst du dich beim Aufschieben, frage dich selbst: Warum mache ich dies gerade?
Hast du den Grund erkannt, kannst du gegensteuern.
Ist die Aufgabe unklar: Hole dir eine Erklärung.
Ist es überfordernd: Bitte um Unterstützung.
Lebe mehr Lagom!
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